mercredi 29 avril 2015

Multiple Online-Existenzen

Im real life spricht man von Schizophrenie, wenn Menschen in mehrere Persönlichkeiten schlüpfen, heute ein Herr Meier, morgen eine Madame de Pompadour und übermorgen Godfather of all brokers.
Im Netz sprechen wir von Doppelaccounts oder von Identitätsverschleierung via proxy, doch eigentlich ist der Tatbestand der gleiche: einer oder eine will viele sein, nur nicht "ich selbst".
Ich habe mich immer schon gefragt, wie Menschen es schaffen, zwischen virtueller und realer Welt zu unterscheiden, ist doch das Virtuelle inzwischen Teil der Realität.
Und dann der Sprachduktus, etwas, das man kaum kopieren kann. Wie sollte ich mich z. B. verstellen? Wie müßte ich schreiben, um nicht erkannt zu werden? Vielleicht grammatische Fehler einbauen oder entgegengesetzte Positionen vertreten? Welchen Gewinn hätte ich davon, mich als jemand auszugeben, der ich nicht bin? Na ja, vielleicht für einen Testlauf mit Blick auf eine bestimmte Fragestellung. Aber ansonsten? Welche Freude würde es mir bereiten, wenn ich in eine andere Person schlüpfe und Zustimmung von Personen erhalte, die mich sonst in die Hölle wünschen?
Multiple Persönlichkeiten im Netz gehen über Trollerei hinaus. Sie spielen Schizophrenie - bis es sie im rl erwischt. Ich rate daher auch im Netz davon ab, denn das Netz ist keine seelenlose Maschine, sondern ein beseelter Kommunikationszusammenhang. Wer im Netz die Würde des anderen und seine eigene nicht achtet, achtet sie auch nicht im rl. Oder wie ein kanadischer Freund mal formulierte: wer Hunde tritt, macht auch vor dem Menschen keinen Halt.


Multiple Online-Existenzen

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