mercredi 13 mai 2015

Bayern als Sprungbrett für den Nationalsozialismus?

Inwieweit glaubt ihr war Süddeutschland, in diesem Fall vor allem Bayern, Sprungbrett des Nationalsozialismus um in Deutschland Fuss zu fassen?
Nicht nur Hitler, auch die NSDAP hatten ihre ersten grossen Erfolge in München und konnten dies als Sprungbrett für ihren Triumphzug in Restdeutschland nutzen.
Inwiefern hat der radikale wirtschaftliche Umbruch Bayerns, in wenigen Jahrzehnten von einer Agrargesellschaft zu einer industrialisierten Gesellschaft mit einer kosmopolitischen Metropole wie München, dazu beigetragen das radikale Ideologien dort Fuss fassen konnten? Und warum war es nicht der Kommunismus?
Gerade auch Firecreeks Ansichten dazu würden mich interessieren, die ja den Ursprung all diesen Übels in Preussen und Berlin verortet, aber jeder soll hier seine Gedanken beisteuern.
Da München heute eine derart weltoffene Stadt ist, wundert es mich umsomehr das die Geschichte so verlaufen ist.
Was hat sich verändert (und was nicht) und was waren die Ursachen für die damaligen Umbrüche und Entwicklungen?

Zitat:

NS-Wiege"

Hauptstadt der Bewegung"

http://ift.tt/1e28sdu


Zitat:

München, die "eigentlich dumme Stadt"

Der Erste Weltkrieg hat das Klima in München vergiftet. Das beklagte nicht nur der Schriftsteller Thomas Mann. Wie aus dem Zentrum der Bohème ein Sammelbecken für rechtsextreme Republikfeinde wurde.


Zitat:

Wie aber konnte es dazu kommen? Was war passiert, dass sich die "schöne, behagliche Stadt" (Lion Feuchtwanger) mit Hurra dem geistigen und moralischen Verfall auslieferte?[..]
War Bayern bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts im Wesentlichen ein Agrarstaat, geriet das Land in der zweiten Hälfte des Säkulums in den Sog der Industrialisierung. In der Regel waren es die Städte, in denen sich neue Unternehmen ansiedelten und das althergebrachte Gefüge brüchig wurde. Dabei vertieften sich die Gegensätze zwischen dem konservativen Milieu und der liberalen Minderheit, die in den traditionellen Strukturen ein Hindernis für ihre unternehmerischen Interessen sah. Als dritter Kombattant kam die Arbeiterbewegung hinzu, die gegen die oft desaströsen Zustände in den Betrieben kämpfte, observiert und drangsaliert von Polizei und Justiz


Zitat:

Die Stunde gehörte Männern wie Gustav von Kahr, der nach dem Scheitern des reaktionären Berliner Kapp-Putsches im März 1920 in Bayern an die Macht gekommen war. Kahr war ein Monarchist, der davon träumte, München zum Ausgangspunkt für die Renaissance der Monarchie in Mitteleuropa zu machen. Er prägte den Begriff der "Ordnungszelle Bayern", die als Bollwerk gegen Berlin dienen sollte, das als Hochburg babylonischer Völkervermischung und zersetzender Avantgardekultur verächtlich gemacht wurde.


Zitat:

Die Diffamierung Berlins und der Republik kam bestens an im München der Zwanzigerjahre. An den Stammtischen ebenso wie in den Salons, an der Universität wie in den Kirchen (die Republik ist "aus der Sünde der Revolution und damit aus dem Fluch geboren", wetterte Erzbischof Michael von Faulhaber) war man sich einig, dass die demokratischen Politiker an allem schuld waren: an der Kapitulation, am Versailler Vertrag, an der Ruhrkrise, an der Hyperinflation, an der Arbeitslosigkeit. Auf dieser Klaviatur spielte auch Gustav von Kahr, und dazu stimmte er den Lobgesang auf die Ordnungszelle Bayern an, von der aus die Gesundung Deutschlands erfolgen sollte. Wer die sogenannten gesunden Deutschen waren, konnte man in München bald feststellen. Rechtsextreme, Antisemiten, Antidemokraten und Nationalisten aus dem gesamten Reich sammelten sich in der bayerischen Hauptstadt. Hier hatten sie nichts zu befürchten, zumal Polizeipräsident Pöhner, der sich um Recht und Gesetz wenig scherte, seine schützende Hand über die Feinde der Republik legte.


Zitat:

In dieser Atmosphäre wurde die Ordnungszelle zum Aufmarschgebiet der rechtsextremen Republikfeinde aller Art, während die Künstler und Intellektuellen, die sich der Moderne verpflichtet fühlten, scharenweise die Stadt verließen, mit Vorliebe in Richtung Berlin. Ein aggressiver Provinzialismus, eine auftrumpfende Spießigkeit machte sich breit, von heiterer Humanität war nichts mehr zu spüren. Den Parlamentarismus lächerlich zu machen, gehörte zum Standardprogramm rechter Agitatoren. Statt zu diskutieren, schwang man lieber die Fäuste.
http://ift.tt/1e28pym

Zitat:

Die Stadt, das Bier und der Hass

Das geplante NS-Dokumentationszentrum in München muss erklären, warum ausgerechnet die Stadt des Oktoberfestes zur "Hauptstadt der Bewegung" werden konnte.


http://ift.tt/1e28pyo


Hier noch ein paar provokante Zitate aus einem der Artikel:

Zitat:

In München gab es aber nicht nur den großen Bierdunst, der alles vernebelte, sondern auch eine ausgeprägte Großspurigkeit, die aus einer starken traditionellen Verwurzelung und einem vor-, ja antimodernen Identitätsempfinden heraus gedeihen konnte, jenes trotzig-provinzielle »Mia san mia«. So ging es hier bei der Wahl der Waffen im politischen Schlagabtausch oft viel rücksichtsloser zu, als dies anderswo der Fall war. Noch 1992 meinte der damalige Ministerpräsident Max Streibl anlässlich eines umstrittenen Einsatzes der Polizei bei einer Demonstration, es sei eben bayerische Art, »etwas härter hinzulangen«. So war München zwar Teil der Gesellschaft des Deutschen Reichs und doch zugleich ein Biotop ganz eigener Art. Erst die spezielle »Münchner Mischung« liefert die wirklich einleuchtende Erklärung, warum gerade hier die Nazi-Partei wachsen und gedeihen konnte.


Zitat:

Dazu gehört auch die Verantwortung bayerischer Regierungspolitiker für das Desaster in den Jahren vor 1933, die – meist reaktionär gesinnt und demokratiefeindlich durch und durch – konsequent die Ahndung der frühen Nazi-Verbrechen verhinderten, ja mit den Nazis unverhohlen sympathisierten. Man kann auch sagen: Sie machten gemeinsame Sache mit ihnen. Die Nazis agierten in den zwanziger Jahren gerade hier so selbstbewusst, weil sie so viele »staatliche Verfassungsfeinde« als gleichgesinnte Verbündete an den entscheidenden bayerischen Regierungsstellen und in der hohen Beamtenschaft hatten.


Zitat:

Und nach 1945? Es gab in München nicht viele Momente, in denen man sich demütig in Einsicht geübt hätte. Tatsächlich war Edmund Stoiber der erste bayerische Ministerpräsident, der 1995 die KZ-Gedenkstätte im nahe gelegenen Dachau besuchte. Vor allem Kreise der CSU boykottierten lange Zeit eine tief greifende Entnazifizierung. Bayerns erster Ministerpräsident nach dem Zweiten Weltkrieg, der CSU-Politiker Fritz Schäffer, wurde von der US-Militärregierung aus seinem Amt entlassen, weil er die Entnazifizierung des öffentlichen Dienstes nicht konsequent genug durchführen wollte.


Zitat:

»Wenn die Zeitungsreporter nach Nazis, die noch an der Macht waren, suchten, fuhren sie für gewöhnlich von Frankfurt nach München.«

Zitat:

Die Münchner NS-Geschichte, verstanden als ein Psychogramm einer Stadt, ist weit umfangreicher, als es das Konzept des geplanten Dokumentationszentrums vorsieht. Sie ist eine Geschichte des Wohlwollens gegenüber der Nazi-Bewegung vor 1933, aber eben auch nach 1945, als sich diese Geschichte fortsetzte: in der Verweigerung jeder Aufarbeitung, jeder Beschäftigung mit dem Unrecht. Nicht zuletzt in der Weigerung, dem Widerstandskämpfer Georg Elser die gebührende Ehre zu erweisen, dem es 1939 beinahe gelungen wäre, Hitler bei seiner traditionellen Rede im Bürgerbräukeller zu eliminieren. Es gibt in München, in Bayern bis heute große Kontinuitäten zur Nazi-Zeit – bezeichnenderweise jedoch keine moralische Selbstverpflichtung der staatlichen Nachfolgeämter, etwa des bayerischen Justiz- oder Innenministeriums, die eigene braune Vergangenheit aufzuarbeiten, so wie dies jetzt auf Bundesebene geschieht. Was in München fehlt, ist noch immer der mutige Blick in den Spiegel.




Bayern als Sprungbrett für den Nationalsozialismus?

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